Lena Haas-Möldner,
Artikelserie -3. Gelungene Inklusion im Bereich Arbeit 

Arbeiten gehen: Nicht immer eine Selbstverständlichkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen

Die alleinerziehende Mutter Desireé findet in einer Werkstatt der Stiftung Haus Lindenhof den passenden Job, um Kind und Arbeit unter einen Hut zu bringen

Arbeiten gehen ist für viele Menschen mit Beeinträchtigungen keine Selbstverständlichkeit. Und für viele Mütter eine große Herausforderung. Desireé aber hat es geschafft - Als alleinerziehende Mama arbeitet sie halbtags in der Werkstatt am Salvator bei der Stiftung Haus Lindenhof.

Desireé hat in ihrer Schulzeit ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum besucht. Nach drei Jahren im Berufsbildungsbereich (BBB) bei der Stiftung Haus Lindenhof hat sich Desireé 2009 für die Hauswirtschaft und Pflege entschieden und in der Tagesbetreuung des Förder- und Betreuungsbereiches (FBB) gearbeitet. Hier hat sie gemerkt, wieviel Freude ihr die Arbeit mit anderen Menschen macht. Nach drei Jahren bekam sie die Möglichkeit als Gruppenassistentin in einer Werkstatt einer anderen Einrichtung zu arbeiten. So entschied sie sich für einen Werkstattwechsel und sammelte viele neue Eindrücke in einem neuen Umfeld. Die Arbeit mit den „Jungsenioren“, bei denen sie ein Praktikum machen durfte, hat ihr rückblickend besonders viel Freude gemacht. Zu dieser Zeit entschied sie sich zusätzlich für ein ehrenamtliches Engagement. In einer Begegnungsstätte der Einrichtung hat sie die Gäste bewirtet, mit ihnen Gesellschaftsspiele gespielt und bei verschiedenen Festen, wie Mottopartys und Grillfesten im Sommer, mitgeholfen. Und nebenbei noch einen Kurs für Gebärdensprache absolviert.

Mit der Schwangerschaft vor einigen Jahren veränderte sich Vieles. Sie zog zurück nach Schwäbisch Gmünd und entschied sich als alleinerziehende Mama in eine Wohngruppe des Canisius-Hauses zu ziehen. Hier wurde sie von erfahrenen Jugend- und Heimerzieherinnen, Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen im Alltag begleitet. Ziele, die sie dabei gemeinsam im Blick hatten, waren die Stabilisierung ihrer Mutterrolle und der Aufbau einer tragfähigen Mutter-Kind-Beziehung. Dabei behielten sie immer die Entwicklungsmöglichkeiten ihres Sohnes im Blick. Sie lernte hier die eigenen Interessen und die ihres Sohnes wahrzunehmen und zu vertreten und erwarb Kompetenzen in einer praktischen Alltagsgestaltung und Haushaltführung. Mit Unterstützung dieser Betreuerinnen hat sie auch den Sprung zurück in die Berufswelt geschafft und eine Stelle in einer Werkstatt der Stiftung Haus Lindenhof bekommen.

„Das größte Glück ist mein Sohn“, sagt Desireé. Für ihn würde sie alles tun. Und das tut sie – seitdem er mittlerweile eingeschult wurde, geht es schon früh morgens los. Bevor für sie die Arbeit in der Werkstatt beginnt, hat sie schon im Haus gearbeitet und ihren Sohn geweckt, und ihn für die Schule fertig gemacht. Wenn er dann aus dem Haus ist heißt es für Desireé erst einmal zur Arbeit kommen. Ihre Arbeit beginnt sie pünktlich um 8:10 Uhr. Dann heißt es dem Vorgesetzten zuhören, wie er die Kräfte für den Tag einteilt. Hier hat nämlich jeder seine Aufgabe. Aber keinesfalls immer die gleichen Aufgaben. Mal kümmert sich Desireé um das Falten von Verpackungen, mal hilft sie beim Einrichten von Arbeitsplätzen und prüft Bestellnummern. Das ist auch ihr großes Jahresziel – selbstständig Arbeitsplätze in der Werkstatt einrichten zu können. Sie mag die Arbeit und auch die anderen Mitarbeitenden in der Werkstatt. Alle sind nett und hilfsbereit. Da sie mittags ihren Sohn betreuen muss, arbeitet sie momentan halbtags. Am Nachmittag kümmert sie sich um ihren Sohn. Seit ca. einem Jahr wohnen die beiden nun in einer eigenen Wohnung und Desiree hat den Sprung aus dem betreuten Wohnen in eine selbstständige Wohnform geschafft. Zwei Mal pro Woche werden sie von einer Familienhelferin besucht. Mit ihr kann Desiree alle Themen besprechen und Fragen zu allen alltäglichen Herausforderungen stellen. Sie hilft ihr, wenn der Alltag zu schwer wird und sich die Fragen türmen. Da ihr das Lesen schwerfällt, braucht sie immer wieder mal Unterstützung im Alltag. Außerdem hat sie die Möglichkeit die Hilfe ihrer gesetzlichen Betreuerin in Anspruch zu nehmen, mit der sie auch alle finanziellen Angelegenheiten klärt. Diese Unterstützungen im Alltag geben ihr Struktur und Sicherheit.

Die Wochenenden gehören ihr und ihrem Sohn. Da hat Desiree frei und die kleine Familie hat Zeit für gemeinsame Ausflüge. Diese gestaltet Desiree alle selbstständig. Demnächst, so verrät sie uns, fährt sie für ein paar Wochen in eine Kur. Dann haben sie und ihr Sohn Zeit sich zu sortieren und sich mal ein paar Tage vom stressigen Alltag zu erholen. Darauf freut sie sich schon sehr.

Danach wird sie mit neuer Kraft beruflich wieder durchstarten und ihr fest gestecktes, berufliches Jahresziel verfolgen.

 

 

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